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Meine Arbeit als Beraterin im Energie- und Klimathema macht mir Spass, vor allem wenn ich mit Menschen zusammenarbeite. Manchmal ist die Arbeit kopflastig und abstrakt. Und manchmal finde ich es schwierig, weil es mit dem Klimaschutz so langsam vorwärts geht.

Ein guter Ausgleich ist, wenn ich im Garten arbeiten kann, mit den Hände in der Erde wühlen, etwas pflanzen, etwas neu anlegen, jäten oder ernten. Ich hatte die letzten Jahre weniger Zeit, als die Kinder kleiner waren, mit der Familie und dem Beruf, teilweise war ich noch in der Politik aktiv. Das ergab schon ein sehr volles Programm. Seit einiger Zeit habe ich kein politisches Amt mehr und die Kinder sind auch schon grösser. Ich habe jetzt meine eigene Firma und kann die Arbeit gut einteilen. So fing ich letztes Jahr damit an, Tee anzubauen.

Einige Zutaten baue ich im Garten an, am meisten Pfefferminze, aber auch Ringelblumen, Zitronen- und Goldmelisse und vieles mehr. Ich nutze auch die Blätter von den Himbeerstauden, die wir ausreissen müssen, weil sie sonst alles überwuchern. Oder ich nutze Pflanzen, die in der Blumenwiese wachsen, wie Spitzwegerich oder Klatschmohn, die beiden sind besonders gut gegen Husten. Zusätzlich pflücke ich die Blüten der Sommerlinde in der Nachbarschaft. Nach der Ernte trockne ich die meisten Pflanzen. Man kann sie auch fermentieren, mit der Zitronenmelisse geht das zum Beispiel sehr gut. Daraus mache ich einen Tee, der ein bisschen wie Schwarztee mit Zitrone schmeckt und der sich besonders für Eistee im Sommer eignet. Ich fühle mich manchmal wie eine Kräuterhexe und lerne immer mehr über die Wirkung der einzelnen Pflanzen. Ich gehe nicht nach Rezept, sondern mische nach Gefühl und dem angelesenen Wissen etwas zusammen. Wenn zum Beispiel eins der Kinder Kopfweh oder Bauchschmerzen hat, dann mache ich ein Teelein für diesen Moment und diese Person. Es soll auch schön aussehen. Für eine warme Farbe gebe ich zum Beispiel Calendula oder Goldmelisse dazu, und ich wähle bewusst eine besondere Tasse aus. Der Effekt ist jedenfalls spürbar. Es hat wohl auch damit zu tun, dass in vielen Fällen nur schon etwas Warmes zu trinken einfach guttut. Und wenn die Mama speziell für einen etwas zusammengestellt hat, fühlt man sich umsorgt und gepflegt. Das hat ja bestimmt an sich eine heilende Wirkung.

Die Arbeit im Garten ist lehrreich und sinnlich. Man muss sich den Jahreszeiten und dem Wetter anpassen. Man sieht die Pflanzen wachsen. Wenn es ihnen nicht gut geht, probiert man aus, was ihnen helfen könnte. Das Anbauen, Sammeln, Trocknen und Mischen der verschiedenen Blüten und Blätter ist kreativ und im wörtlichen Sinn greifbar, alles sieht schön aus und riecht gut. Ich finde es unglaublich spannend, mich einzulesen, herauszufinden, welche Pflanzen wie genutzt werden können und welche Wirkung sie haben. Wenn ich bei meinem Tee bin, bin ich zufrieden und bekomme zusätzliche Energie für meine Berufsarbeit und die Familie. Bisher habe ich praktisch nur für die Familie angebaut, aber dieses Jahr pflanze ich einen grösseren Blätz an. Meine Teemischungen sind schliesslich auch schöne Geschenke.

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Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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