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Eine Nachhaltigkeitsstrategie haben wir nicht in unserer Firma. Ein Nachhaltigkeitsmanagement? Nachhaltigkeits-Controlling? Nein, nein. Wir haben eine gescheite Strategie, so einfach ist das. Und weil es so einfach ist, macht es auch richtig Spass.

Vor über 25 Jahren haben wir die Sache konsequent umgedreht. Wir haben seit 1994 ein Qualitätsmanagementsystem und seit 1996 ein Umweltmanagementsystem, da waren wir wirklich Pioniere. Wir haben schon damals nicht einfach ein Umweltkapitel hinten an das Qualitätshandbuch angehängt, sondern in jedem beschriebenen Prozess geschaut, was es an Zusätzlichem braucht. Wir waren recht erfreut, als wir feststellten, dass wir das allermeiste bereits bei der Qualität berücksichtigt hatten. Das neue Handbuch war nur drei Seiten länger als das alte. Darum sagen wir laut und deutlich und auch ziemlich stolz: Wir haben kein Nachhaltigkeitsmanagement, wir haben einfach eine verdammt gut geführte Firma.

Da gibt es Ziele in allen Bereichen und wir prüfen, ob wir die ökonomischen Ziele erreichen und genau gleich auch die ökologischen und sozialen. Wenn man vom Anfang eines Projekts an diese Ziele denkt, bedeutet das fast von selbst, dass auch die Prozesse richtig definiert sind. Jeder in der Firma kennt die Vorgaben, alles ist einleuchtend, verständlich. Es ändert sich nicht dauernd etwas, wir behalten die Ruhe im sowieso schon stressigen Baubetrieb. Dadurch entstehen weniger Fehler und damit weniger Kosten. So arbeiten wir gut und gerne. Nachhaltigkeit auf diese Weise zu betreiben ist unglaublich cool, eben weil es so einfach ist.

Eigentlich wollen ja alle Unternehmerïnnen eine gut aufgestellte Firma, die ihre Verantwortung wahrnimmt. Aber viele sagen, diese ganze Nachhaltigkeit on top sei ein Riesenaufwand. Nein, es ist gar nicht schlimm, sage ich denen, du musst nur bei dem, was du sowieso machst, überlegen, ob du alles Wichtige berücksichtigst. Ich erzähle ein konkretes Beispiel: Was machen wir, wenn wir eine Baustelle einrichten? In einem normalen Handbuch steht, welche Pläne man dafür braucht, was für Material etcetera. In unserem steht, dass man auch überlegen muss, wie die Leute und das Material zur Baustelle kommen. Wir hatten eine sehr grosse Baustelle beim Bahnhof Altstetten, da sind unsere Leute morgens und abends stressfrei mit dem Zug gependelt und das Material haben wir Stau-frei im Laufe des Vormittags angeliefert. Das ging, weil es gut geplant war und am Morgen jeweils Material vom Vortag zur Verfügung stand. Das war ökologischer, weil wir weniger Strecken mit den Autos fuhren, und billiger, weil weniger Arbeitszeit für den Weg verloren ging.

Ein anderes Beispiel: Auf vielen grossen Baustellen brauchen wir zusätzlich zu unseren Leuten Temporär-Personal. Unsere Lehrlinge haben uns einmal gemeldet, dass die Temporären ganz schlecht essen, einfach ein paar süsse Riegel für die Kalorien, um Geld zu sparen. Wir wollten das besser machen und haben für die ganze Belegschaft ein Catering organisiert. Den Temporären haben wir gesagt, sie sollen 15 Minuten länger arbeiten und wir verpflegen sie dafür rundum. Es gab währschafte und gesunde Speisen, es hatte auch immer etwas zu trinken. Und der Clou: diese Temporären und auch unsere Angestellten fanden das eine grossartige Idee, sie waren super motiviert und wahrscheinlich auch dank der besseren Verpflegung haben alle spürbar einen Zacken zugelegt bei der Arbeit.

Dazu fällt mir noch eine Anekdote ein: Ich bin ja ein einfacher Klempner, aber ich durfte regelmässig bei den gescheiten Leuten an der Universität Vorträge halten und über unsere Philosophie berichten. Da meldete sich einer und sagte: die Hunziker Partner AG müsste ja längst pleite sein, wir bezahlen freiwillig zu viel Lohn und machen alle zwei Wochen eine Weiterbildung für alle Mitarbeitenden und noch mehr solche Sachen, das kann ja auf Dauer nicht rentieren. Nein, mein Herr, im Gegenteil: Bei uns arbeiten die am besten ausgebildeten Fachkräfte, sie sind hochmotiviert, sie unterstützen sich gegenseitig und geben ihr Fachwissen untereinander aktiv weiter, sie sind weniger lang krank als der Durchschnitt, wir haben weniger Fluktuation und so weiter. Grosszügig sein ist eine Cash Cow, mein Herr! Wir haben in den letzten acht Jahren vier Mal allen Mitarbeitenden den 14. Monatslohn bezahlt, sogar im Corona-Jahr.

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Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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